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Lovis Corinth, 1 Entries

Lovis Corinth kommt als Franz Heinrich Louis Corinth am 21. Juli 1858 in Gwardejsk/Tapiau (Ostpreussen) in einer Handwerkerfamilie zur Welt. Vom Vater in seinem Bestreben, Künstler zu werden, unterstützt, tritt er 1873 in die Königsberger Kunstakademie ein. Auf Empfehlung seines dortigen Lehrers, des Genremalers Otto Günther (1838–1884), studiert er ab 1880 an der Münchner Akademie, welche zu dieser Zeit die einflussreichste Kunstschule in Deutschland ist. Nach einjährigem Militärdienst entscheidet er sich, vorerst nicht an die Akademie zurückzukehren, um in Zukunft frei zu arbeiten. Er verlässt München zunächst in Richtung Berlin und wird dann Schüler von Paul Eugène Gorge (1856–1941) in Antwerpen.

Sein erster grosser künstlerischer Erfolg erzielt Corinth mit dem Gemälde "Das Komplott" (1884), für das er im Salon in London eine Bronzemedaille erhält. In der Hoffnung auf weitere Anerkennung zieht er nach Paris, wo er sich auch künstlerisch weiterzubilden beabsichtigt. Schon im Winter 1887/88 jedoch übersiedelt er nach Berlin, wo er den Künstlernamen Lovis annimmt. Vom Tod seines Vaters tief getroffen, aber durch eine vom Pariser Salon erhaltene Auszeichnung in seiner Arbeit bestärkt, kehrt Corinth 1891 nach München zurück, wo er Kontakt knüpft mit Max Liebermann, Hans Olde, Franz von Stuck und anderen Künstlern. Nachdem er 1892 die "Münchner Secession" mitbegründet hat, engagiert er sich ein Jahr später in der dissidenten "Freien Vereinigung". Anfang der 90er Jahre schafft er – von einem Freund in die Technik der Druckgrafik eingeführt – zahlreiche Radierungen. Seine Gemälde aus dieser Zeit zeigen eine grosse Vielfalt von Themen: Es entstehen Porträts, darunter viele Selbstporträts (das erste, "Selbstbildnis mit Skelett" von 1896, wird eines seiner bedeutungsvollsten Werke sein), aber auch Akte, grossformatige Studien, sowie teilweise burlesk inszenierte mythologische und religiöse Historienbilder.

Ab 1901 lebt Corinth wieder in Berlin, wo er eine eigene Malschule gründet und sich der "Berliner Seccession" anschliesst, an deren Ausstellungen er regelmässig mit wichtigen neuen Werken beteiligt ist. 1903 heiratet er seine erste, 22 Jahre jüngere Schülerin Charlotte Behrend, die im folgenden Jahr einen gemeinsamen Sohn zur Welt bringt. Neben der Malerei wird für Corinth nun das Schreiben immer wichtiger: Er verfasst unter anderem eine Autobiografie, an der er mit Unterbrüchen jahrzehntelang arbeiten wird, sowie mehrere Lehrbücher (u.a. "Das Erlernen der Malerei", 1908). Gleichzeitig treten in seinen Bildwerken historisch-narrative Themen und Motive zugunsten der Porträtmalerei in den Hintergrund. Nach einem Schlaganfall am 11. Dezember 1911 bleibt er zunächst linksseitig gelähmt, beginnt aber schon bald wieder mit dem Arbeiten. Der Interpretation dieser biografischen Zäsur als künstlerisch-stilistischen Wendepunkt ist – wenn auch vom Künstler selber bisweilen so vertreten – nur mit Vorbehalt zuzustimmen. Sie scheint vornehmlich dazu zu dienen, den "impressionistisch-konservativen" vom "expressionistisch-avantgardistischen" Corinth unterscheiden zu können, sei es zur Auf- oder Abwertung des einen gegenüber dem anderen, und ist kaum hilfreich für ein profundes Verständnis der Arbeiten des Künstlers.

Derweil 1915 fast alle übrigen namhaften Künstler aus der "Berliner Secession" austreten, bleibt Corinth Mitglied der Vereinigung und übernimmt deren Vorsitz; seine Berufung als Professor der Akademie der Künste in Berlin erfolgt 1917. Corinth, der den Krieg befürwortet hat, bleibt nach dessen Ende der politischen Entwicklung gegenüber skeptisch. Dem Trubel des grossstädtischen Lebens beabsichtigt er zu entfliehen, indem er zusammen mit seiner Frau in Urfeld am Walchsee – eine Gegend, die ihm in der Folge oft als Motiv für Gemälde und Zeichnungen dienen wird – ein Haus bauen lässt. Anlässlich seines 65. Geburtstags wird in der Nationalgalerie Berlin eine Retrospektive seiner Werke ausgerichtet. Auf einer Studienreise nach Holland an einer Lungenentzündung erkrankt, stirbt Lovis Corinth am 17. Juli 1925 in Zandvoort (NL).

Isabel Fluri
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