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Alighiero Boetti, 4 Entries

Alighero Boetti wird am 16. Dezember in Turin geboren. Sein Vater ist Anwalt, seine Mutter eine begabte Geigerin, die ihr Talent aufgibt, um sich um Kinder und Haushalt zu kümmern. Nach der Schule beginnt Alghiero ein Wirtschaftsstudium, bricht es aber aus Desinteresse ab und wendet sich als Autodidakt der Kunst zu. Erste Versuche in der Malerei und der Zeichnung werden schon bald zugunsten von Experimenten mit minimalistischen, aus einfachsten Materialien hergestellten dreidimensionalen Objekten aufgegeben. Wegen seiner Arbeit mit diesen unbearbeiteten „armen“ Materialien wird Boetti zu den Künstlern der „Arte Povera“ gezählt. 1967 hat er seine erste Einzelausstellung in der Turiner Galerie Christian Stein.

Sein Werk ist jedoch insbesondere und stärker als das der anderen Künstler der Gruppe „Arte Povera", von der sich Boetti später auch distanziert, durch eine konzeptuelle Vorgehensweise geprägt. 1968 nimmt er in der Kunsthalle Bern an der legendären, von Harald Szeemann kuratierten Ausstellung „When Attitudes Become Form“ teil, die konzeptuell arbeitende Künstler vorstellt. Ein Jahr später lädt ihn Jean-Christophe Ammann zu seiner Ausstellung „Processi di Pensiero Visualizzati“, die sich spezifisch auf italienische Konzeptkünstler konzentriert, nach Luzern ein.

1971 reist Boetti, der sich stark für andere Disziplinen wie Philosophie und Alchimie und vor allem die orientalische Kultur interessiert, das erste Mal nach Afghanistan. Das Land wird zu seiner zweiten Heimat, das er bis zum Einmarsch der Russischen Armee 1979 regelmässig besucht, und hat einen starken Einfluss auf sein künstlerisches Schaffen. Hier findet er eine neue Art wie er seiner Faszination für Klassifizierungssysteme und Ordnungen, jenem Thema, das ihn neben dem Dualitätsprinzip Zeit seines Lebens beschäftigt, Ausdruck geben kann. Er beauftragt afghanische Weberinnen mit der Herstellung seiner „mappe“ – farbige gewobene Landkarten – seinen wohl bekanntesten Werken. Hier zeigt sich seine öfters vorkommende künstlerische Vorgehensweise, die praktische Arbeit anderen zu überlassen, wie er das auch in seinen „lavori biro" und den „Tutto"-Arbeiten macht, wobei das Delegieren der Arbeit von der blossen mechanischen Ausführung bis zum Entwerfen reicht.

In den 1980er und 1990er Jahren häufen sich die Ausstellungen im In- wie im Ausland. Boetti nimmt mehrmals teil an der documenta in Kassel, der Biennale Venedig und 1984 wird eine erste grosse Retrospektive seines Werks in Ravenna gezeigt. Am 24. April 1994 stirbt Alighiero Boetti in seinem Haus in Rom.

Sylvia Rüttimann
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