Hans Erni, 7 Entries
Hans Erni wird am 21. Februar 1909 als Sohn eines Schiffsmaschinisten in Luzern geboren. Nach der Ausbildung zum Vermessungs- und Bauzeichner besucht Erni 1927 für ein Jahr die Kunstgewerbeschule in Luzern. Daraufhin zieht es ihn ins Ausland: in Paris studiert er 1928 an der berühmten Académie Julian und gewinnt bereits nach zwei Monaten den Jahreswettbewerbspreis; in Berlin besucht Erni 1929 trotz fehlender Zulassung und ohne Aufnahmeprüfung für ein Jahr die Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst und nimmt parallel an Vorlesungen u.a. von Prof. Heinrich Wölfflin teil; in London setzt er sich ab 1936 mit den neuen Strömungen abstrakter Malerei und Skulptur auseinander. Die späten 1920er gelten als fruchtbare Akademiejahre, die frühen 1930er-Jahre sind von der Bekanntschaft und dem Einfluss zeitgenössischer Malerei geprägt.
Ab 1930 lebt Hans Erni abwechselnd in Paris und Luzern und signiert von nun an seine Bilder mit dem Pseudonym „françois grèque“, das als Bekenntnis seiner Nähe zur französischen Avantgarde, sowie zur griechischen Klassik verstanden werden kann. Der junge Künstler kommt erstmals in Kontakt mit der Kunst der Kubisten, von denen insbesondere Picasso eine nachhaltige Wirkung auf ihn ausüben wird. Anfangs lehnt sich seine Malerei formal und farblich an kubistische Vorbilder an, aber bald entwickelt er einen eigenen Stil und löst Form und Farbe zur Abstraktion auf, reduziert Bildtitel auf Nummerierungen und verzichtet gänzlich auf die Signatur. 1931 gründet Hans Erni in Paris die Künstlervereinigung „Abstraction-Création“ mit, deren bekannteste Mitglieder Arp, Delaunay, Kandinsky, Bill, Mondrian und Doesburg sind.
Hans Erni verkehrt in der französischen Metropole in den avantgardistischen Kreisen, wo er sowohl künstlerisch als auch gesellschaftlich Anerkennung findet. 1935 erhält er aus Luzern vom Konservator des Kunstmuseums Paul Hilber den Auftrag, Werke für eine Ausstellung neuester internationaler Kunstströmungen auszuwählen. In Zusammenarbeit mit Konrad Farner, dem marxistischen Philosophen und Kunstkritiker konzipiert Erni 1935 die Ausstellung „These, Antithese, Synthese“, deren Ruf und Grösse über nationale Grenzen hinausgehen wird und aus heutiger Sicht, mit einer Vertretung von 22 Künstlern aus 9 Nationen, eine der bedeutendsten modernen Ausstellungen der Schweiz darstellt. Im selben Jahr gewinnt Erni den Eidgenössischen Wettbewerb zur Ausschmückung des Luzerner Bahnhofsbuffets, welches er im folgenden Jahr, konträr zu seiner derzeitigen malerischen Ausrichtung, in stilisierter Figürlichkeit ausführt. Hier gerät er in eine persönliche Auseinandersetzung mit der Problematik von abstrakter und gegenständlicher Kunst. 1936 tritt er dem Vorstand des Schweizerischen Werkbunds bei und arbeitet mit Max Bill an einem Wandbildprojekt für die Triennale in Mailand. Ein Jahr später nimmt er an der ersten der vier folgenden Gruppenausstellungen der Vereinigung moderner Schweizer Künstler „Allianz“ in Zürich teil.
Einer der Höhepunkte seines frühen Erfolgs erfährt der Künstler durch den Auftrag des 1939 ausgeführten ‚Landibildes’, wie es im Volksmund genannt wird. Der 29-jährige Hans Erni arbeitet gerade in London und verkehrte im Kreise von Alexander Calder, Barbara Hepworth, Ben Nicholson und Henry Moore, als ihn der Direktor der Schweizerischen Landesausstellung Armin Meili für die Gestaltung eines Wandbildes anfragt. Das Thema dieses auf 136 Holzpaneelen konstruierten Bildes von etwa 450 m2 (4.9 m x 91 m) Ausmass, das von der Schweizerischen Zentrale für Verkehrsförderung in Auftrag gegeben wurde, lautete „Die Schweiz, das Ferienland der Völker“. Es zählt bis heute zu den grössten und komplexesten öffentlichen Kunstwerke des Landes. Während der Landesausstellung brach der Zweite Weltkrieg aus; Erni wird zum Militärdienst eingezogen und erst zum Motorfahrer, später zum Tarnungs- und Kunstmaler verpflichtet.
Die 1940er Jahre sind von einer Rückkehr zur figurativen Malerei, sowie von öffentlichen Aufträgen und bedeutenden Umbruchsituationen geprägt. Als einer der populärsten Schweizer Künstler bekommt Erni 1941 von der Schweizerischen Nationalbank den Auftrag zur Gestaltung einer neuen Banknotenserie. 1944 wird Hans Erni im Kunstmuseum Luzern mit seiner ersten Einzelausstellung gefeiert. 1946 heiratet er die Künstlerin Gertrud Bohnert, die ihm eine Tochter schenkt und zwei Jahre später an einem Unfall stirbt. Erni vermählt sich ein zweites Mal mit Doris Kessler, mit der er drei weitere Kinder hat. Seine Kunst nimmt zunehmend eine politische Färbung an. Insbesondere im Medium des Plakats findet er eine Möglichkeit, sich politisch auszudrücken. Für die „Gesellschaft Schweiz-Sowjetunion“ gestaltet er 1945 ein Plakat, das von der Öffentlichkeit scharf kritisiert wird und kurz nach dem Druck vom Bundesrat aufgrund seiner „Propaganda für eine kriegsführende Macht“ verboten wird. Auch der Auftrag der Banknotenserie wird ihm nach achtjährigem Arbeitsprozess wegen seiner angeblichen Nähe zur Kommunistischen Partei und seinen Aufenthalten jenseits des Eisernen Vorhangs entzogen. Die gedruckten Noten werden eingestampft. Politisch diffamiert, erhält Erni bis in die 1960er Jahre keine offiziellen Aufträge der Schweiz. Auch die Einladung für die Biennale in São Paolo darf er 1952 nicht wahrnehmen.
In den 1950er Jahren – von der öffentlichen Seite der Schweiz bewusst verbannt – wird Ernis Interesse für andere Kulturen, insbesondere für die afrikanische, geweckt, was besonders durch die Themenwahl seiner Bilder zum Ausdruck kommt. Ausgelöst wird es durch den Ethnologen Jean Gabus, den er 1951 auf seinen Forschungsreisen nach Mauretanien, Senegal, Mali und Guinea begleitet. Nach seiner Rückkehr entwirft Erni ein Wandgemälde für das Ethnografische Institut in Neuenburg. 1956 reist er nach Moskau, ein Jahr später nach Indien. Erni wird als Künstler immer mehr im Ausland wahrgenommen. Für die Weltausstellung in Brüssel malt er 1958 ein Wandbild. Im selben Jahr beginnt er für den englisch-amerikanischen Verlag Aldus Books Ltd. als künstlerischer Leiter eine zehnbändige Enzyklopädie zu illustrieren, was ihm eine gewisse finanzielle Sicherheit bietet.
1956 verurteilt Erni die politischen Ereignisse während des Ungarn-Aufstands und distanziert sich öffentlich vom real existierenden Kommunismus. Sein Engagement fokussiert er nun – neben Anklagen gegen Atombomben und Kriege – auch auf ökologische Probleme. Ab 1961 entwirft er Plakate, um auf die Verschmutzung des Wassers aufmerksam zu machen „rettet das Wasser“. Anlässlich einer Gesamtausstellung im Museum Allerheiligen in Schaffhausen wird Hans Erni 1966 nach etwa zwanzig Jahren der Diffamie von der offiziellen Seite der Schweiz wieder rehabilitiert. Bereits ein Jahr später erhält er den Kunstpreis der Stadt Luzern. 1972 wird unter dem Titel „Zeitgenossen sehen Hans Erni“ seine zweite Einzelausstellung im Kunstmuseum Luzern, kuratiert von Jean-Christophe Ammann, gezeigt. Auf dem Areal des Verkehrshauses der Schweiz, Luzern, eröffnet der 70-jährige Künstler 1979 sein eigenes Museum, das „Hans Erni Museum“.
Die politische Rehabilitation Hans Ernis beginnt 1966, als zwei Bundesräte, die Schweizer Armeespitze sowie der Luzerner Stadtpräsident an der Ausstellungseröffnung in Schaffhausen offiziell teilnehmen. Dieses politische Bekenntnis – oder Eingeständnis – lässt eine öffentliche Neubewertung von Ernis Person und Kunstschaffen zu. Die gesellschaftliche Anerkennung erlaubt es nun, den Künstler mit dem „Luzerner Kunstpreis“ (1969) auszuzeichnen. Seine anwachsende Popularität bewegt die noch nicht amtierende Bundesrätin Ruth Dreifuss 1989 dazu, sich im Namen des Bundesrates für dessen frühere Rolle zu entschuldigen. Erni ist unterdessen international aktiv: mit dem Auftrag einer Jubiläums-Briefmarkenserie für das Fürstentum Liechtenstein (1969), er erhält vom UNO-Generalsekretär Javier Pérez de Cuéllar die UNO-Friedensmedaille (1982), porträtiert im Auftrag den ehemaligen UNO Generalsekretär Kofi Annan, wird mit einer retrospektiven Ausstellung in Tokio geehrt (1984) und unternimmt auf Einladung des Ministeriums für Kultur eine Studienreise in die Volksrepublik China (1985), zwei Jahre später nach Senegal. Im Alter von 95 Jahren ernennt die Stadt Luzern den Maler, Zeichner und Grafiker zum Ehrenbürger. Der Künstler feiert 2009 seinen 100. Geburtstag und wird vom Kunstmuseum Luzern mit einer umfassenden Retrospektive geehrt.
Nahezu während seiner gesamten zweiten Lebenshälfte befand sich Hans Erni bei der Kunstkritik in Ungnade. Vom offiziellen Kunstbetrieb und den Museen wurde er zumeist ignoriert. Nicht zuletzt aufgrund der Retrospektive zu seinem 100. Geburtstag im Kunstmuseum Luzern hat die Wahrnehmung sich wieder zu verändern begonnen. Als Universalist und engagierter Humanist prägt Hans Erni die Schweizer Zeitgeschichte und wird geprägt von den politischen Diversitäten und gesellschaftlichen Veränderungen; als Künstler nimmt er an der Gestaltung der Kultur-, Kunst- und Designgeschichte des gesamten 20. Jahrhunderts teil und formt sie nachhaltig.
Peter Fischer
Ab 1930 lebt Hans Erni abwechselnd in Paris und Luzern und signiert von nun an seine Bilder mit dem Pseudonym „françois grèque“, das als Bekenntnis seiner Nähe zur französischen Avantgarde, sowie zur griechischen Klassik verstanden werden kann. Der junge Künstler kommt erstmals in Kontakt mit der Kunst der Kubisten, von denen insbesondere Picasso eine nachhaltige Wirkung auf ihn ausüben wird. Anfangs lehnt sich seine Malerei formal und farblich an kubistische Vorbilder an, aber bald entwickelt er einen eigenen Stil und löst Form und Farbe zur Abstraktion auf, reduziert Bildtitel auf Nummerierungen und verzichtet gänzlich auf die Signatur. 1931 gründet Hans Erni in Paris die Künstlervereinigung „Abstraction-Création“ mit, deren bekannteste Mitglieder Arp, Delaunay, Kandinsky, Bill, Mondrian und Doesburg sind.
Hans Erni verkehrt in der französischen Metropole in den avantgardistischen Kreisen, wo er sowohl künstlerisch als auch gesellschaftlich Anerkennung findet. 1935 erhält er aus Luzern vom Konservator des Kunstmuseums Paul Hilber den Auftrag, Werke für eine Ausstellung neuester internationaler Kunstströmungen auszuwählen. In Zusammenarbeit mit Konrad Farner, dem marxistischen Philosophen und Kunstkritiker konzipiert Erni 1935 die Ausstellung „These, Antithese, Synthese“, deren Ruf und Grösse über nationale Grenzen hinausgehen wird und aus heutiger Sicht, mit einer Vertretung von 22 Künstlern aus 9 Nationen, eine der bedeutendsten modernen Ausstellungen der Schweiz darstellt. Im selben Jahr gewinnt Erni den Eidgenössischen Wettbewerb zur Ausschmückung des Luzerner Bahnhofsbuffets, welches er im folgenden Jahr, konträr zu seiner derzeitigen malerischen Ausrichtung, in stilisierter Figürlichkeit ausführt. Hier gerät er in eine persönliche Auseinandersetzung mit der Problematik von abstrakter und gegenständlicher Kunst. 1936 tritt er dem Vorstand des Schweizerischen Werkbunds bei und arbeitet mit Max Bill an einem Wandbildprojekt für die Triennale in Mailand. Ein Jahr später nimmt er an der ersten der vier folgenden Gruppenausstellungen der Vereinigung moderner Schweizer Künstler „Allianz“ in Zürich teil.
Einer der Höhepunkte seines frühen Erfolgs erfährt der Künstler durch den Auftrag des 1939 ausgeführten ‚Landibildes’, wie es im Volksmund genannt wird. Der 29-jährige Hans Erni arbeitet gerade in London und verkehrte im Kreise von Alexander Calder, Barbara Hepworth, Ben Nicholson und Henry Moore, als ihn der Direktor der Schweizerischen Landesausstellung Armin Meili für die Gestaltung eines Wandbildes anfragt. Das Thema dieses auf 136 Holzpaneelen konstruierten Bildes von etwa 450 m2 (4.9 m x 91 m) Ausmass, das von der Schweizerischen Zentrale für Verkehrsförderung in Auftrag gegeben wurde, lautete „Die Schweiz, das Ferienland der Völker“. Es zählt bis heute zu den grössten und komplexesten öffentlichen Kunstwerke des Landes. Während der Landesausstellung brach der Zweite Weltkrieg aus; Erni wird zum Militärdienst eingezogen und erst zum Motorfahrer, später zum Tarnungs- und Kunstmaler verpflichtet.
Die 1940er Jahre sind von einer Rückkehr zur figurativen Malerei, sowie von öffentlichen Aufträgen und bedeutenden Umbruchsituationen geprägt. Als einer der populärsten Schweizer Künstler bekommt Erni 1941 von der Schweizerischen Nationalbank den Auftrag zur Gestaltung einer neuen Banknotenserie. 1944 wird Hans Erni im Kunstmuseum Luzern mit seiner ersten Einzelausstellung gefeiert. 1946 heiratet er die Künstlerin Gertrud Bohnert, die ihm eine Tochter schenkt und zwei Jahre später an einem Unfall stirbt. Erni vermählt sich ein zweites Mal mit Doris Kessler, mit der er drei weitere Kinder hat. Seine Kunst nimmt zunehmend eine politische Färbung an. Insbesondere im Medium des Plakats findet er eine Möglichkeit, sich politisch auszudrücken. Für die „Gesellschaft Schweiz-Sowjetunion“ gestaltet er 1945 ein Plakat, das von der Öffentlichkeit scharf kritisiert wird und kurz nach dem Druck vom Bundesrat aufgrund seiner „Propaganda für eine kriegsführende Macht“ verboten wird. Auch der Auftrag der Banknotenserie wird ihm nach achtjährigem Arbeitsprozess wegen seiner angeblichen Nähe zur Kommunistischen Partei und seinen Aufenthalten jenseits des Eisernen Vorhangs entzogen. Die gedruckten Noten werden eingestampft. Politisch diffamiert, erhält Erni bis in die 1960er Jahre keine offiziellen Aufträge der Schweiz. Auch die Einladung für die Biennale in São Paolo darf er 1952 nicht wahrnehmen.
In den 1950er Jahren – von der öffentlichen Seite der Schweiz bewusst verbannt – wird Ernis Interesse für andere Kulturen, insbesondere für die afrikanische, geweckt, was besonders durch die Themenwahl seiner Bilder zum Ausdruck kommt. Ausgelöst wird es durch den Ethnologen Jean Gabus, den er 1951 auf seinen Forschungsreisen nach Mauretanien, Senegal, Mali und Guinea begleitet. Nach seiner Rückkehr entwirft Erni ein Wandgemälde für das Ethnografische Institut in Neuenburg. 1956 reist er nach Moskau, ein Jahr später nach Indien. Erni wird als Künstler immer mehr im Ausland wahrgenommen. Für die Weltausstellung in Brüssel malt er 1958 ein Wandbild. Im selben Jahr beginnt er für den englisch-amerikanischen Verlag Aldus Books Ltd. als künstlerischer Leiter eine zehnbändige Enzyklopädie zu illustrieren, was ihm eine gewisse finanzielle Sicherheit bietet.
1956 verurteilt Erni die politischen Ereignisse während des Ungarn-Aufstands und distanziert sich öffentlich vom real existierenden Kommunismus. Sein Engagement fokussiert er nun – neben Anklagen gegen Atombomben und Kriege – auch auf ökologische Probleme. Ab 1961 entwirft er Plakate, um auf die Verschmutzung des Wassers aufmerksam zu machen „rettet das Wasser“. Anlässlich einer Gesamtausstellung im Museum Allerheiligen in Schaffhausen wird Hans Erni 1966 nach etwa zwanzig Jahren der Diffamie von der offiziellen Seite der Schweiz wieder rehabilitiert. Bereits ein Jahr später erhält er den Kunstpreis der Stadt Luzern. 1972 wird unter dem Titel „Zeitgenossen sehen Hans Erni“ seine zweite Einzelausstellung im Kunstmuseum Luzern, kuratiert von Jean-Christophe Ammann, gezeigt. Auf dem Areal des Verkehrshauses der Schweiz, Luzern, eröffnet der 70-jährige Künstler 1979 sein eigenes Museum, das „Hans Erni Museum“.
Die politische Rehabilitation Hans Ernis beginnt 1966, als zwei Bundesräte, die Schweizer Armeespitze sowie der Luzerner Stadtpräsident an der Ausstellungseröffnung in Schaffhausen offiziell teilnehmen. Dieses politische Bekenntnis – oder Eingeständnis – lässt eine öffentliche Neubewertung von Ernis Person und Kunstschaffen zu. Die gesellschaftliche Anerkennung erlaubt es nun, den Künstler mit dem „Luzerner Kunstpreis“ (1969) auszuzeichnen. Seine anwachsende Popularität bewegt die noch nicht amtierende Bundesrätin Ruth Dreifuss 1989 dazu, sich im Namen des Bundesrates für dessen frühere Rolle zu entschuldigen. Erni ist unterdessen international aktiv: mit dem Auftrag einer Jubiläums-Briefmarkenserie für das Fürstentum Liechtenstein (1969), er erhält vom UNO-Generalsekretär Javier Pérez de Cuéllar die UNO-Friedensmedaille (1982), porträtiert im Auftrag den ehemaligen UNO Generalsekretär Kofi Annan, wird mit einer retrospektiven Ausstellung in Tokio geehrt (1984) und unternimmt auf Einladung des Ministeriums für Kultur eine Studienreise in die Volksrepublik China (1985), zwei Jahre später nach Senegal. Im Alter von 95 Jahren ernennt die Stadt Luzern den Maler, Zeichner und Grafiker zum Ehrenbürger. Der Künstler feiert 2009 seinen 100. Geburtstag und wird vom Kunstmuseum Luzern mit einer umfassenden Retrospektive geehrt.
Nahezu während seiner gesamten zweiten Lebenshälfte befand sich Hans Erni bei der Kunstkritik in Ungnade. Vom offiziellen Kunstbetrieb und den Museen wurde er zumeist ignoriert. Nicht zuletzt aufgrund der Retrospektive zu seinem 100. Geburtstag im Kunstmuseum Luzern hat die Wahrnehmung sich wieder zu verändern begonnen. Als Universalist und engagierter Humanist prägt Hans Erni die Schweizer Zeitgeschichte und wird geprägt von den politischen Diversitäten und gesellschaftlichen Veränderungen; als Künstler nimmt er an der Gestaltung der Kultur-, Kunst- und Designgeschichte des gesamten 20. Jahrhunderts teil und formt sie nachhaltig.
Peter Fischer