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Léopold Robert, 1 Entries

Léopold Robert, den man zu den bedeutendsten Schweizer Künstlern des frühen 19. Jahrhunderts zählt, wird am 13. Mai 1794 in La Chaux-de-Fonds als Sohn eines Heimarbeiters geboren. Mit 14 Jahren beginnt er eine Lehre bei einem Gemischtwarenhändler in Yverdon. Nach Abschluss der Lehre, die Robert nicht befriedigt, nimmt sich der Kupferstecher Charles Girardet (1780–1863) in Paris des jungen Mannes an. 1811 gelingt ihm die Aufnahmeprüfung an die Pariser Académie Impériale. Robert überzeugt Girardet davon, ihn Jacques-Louis David (1748–1825) vorzustellen. Der berühmte Revolutionsmaler und Klassizist empfängt den Achtzehnjährigen in seinem Atelier und nimmt ihn als Schüler auf. Nach sechsjähriger Studienzeit ermöglicht ihm der Bankier und Mäzen Roulet de Mézerac auf Vermittlung von Maximilien de Meuron (1785–1868) einen Italienaufenthalt.

Im Juli 1818 lässt sich Robert in Rom nieder, wo er die Freundschaft mit Victor Schnetz (1787–1870), einem weiteren David Schüler, erneuert und mit diesem mehrere Reisen unternimmt. Er malt viele kleine Gemälde mit zwei oder drei Figuren – meist sind es junge Frauen in ihren bunten Trachten –, die sich schnell verkaufen und ihm so ein Auskommen sichern. Auch in den Genregemälden widmet er sich ganz dem italienischen Volksleben. Besonderen Erfolg feiert er mit diversen Darstellungen aus dem Räuberleben, den so genannten Brigantenbildern. Im Besitz einer speziellen Genehmigung besucht er die Gefängnisse von Castel Sant'Angelo und Termini und malt die dortigen Insassen als pittoreske Repräsentanten einer vorindustriellen Welt. Zwei Neapelreisen mit Ausflügen nach Pozzuoli, Capo Miseno, Baja und zu den Inseln von Procida und Ischia bereichern seinen Motivvorrat. Im Salon in Paris machen seine Werke Furore. 1822 erhält er eine Goldmedaille, 1831 das Kreuz der Ehrenlegion. 1825 wird Robert zum Mitglied der Königlichen Akademie in Berlin ernannt und profitiert von den dortigen offiziellen Ausstellungen, die ihm den deutschen Markt erschliessen. Mit seinen gefühlsvollen, italienischen Volksidyllen trifft er den Kunstgeschmack einer internationalen, mehrheitlich aristokratischen Klientel. Die wachsende Kundschaft, zu der neben englischen und russischen Adligen auch der preussische König zählt, zwingt ihn zu einer Massenproduktion, an der sein Bruder Aurèle als Gehilfe beteiligt ist.

Trotz Erfolge am Salon leidet Robert an Depressionen. Als Auslöser gilt die unerfüllte Leidenschaft zu Charlotte Bonaparte. Er hat die Tochter des Königs Joseph Bonaparte und Schwägerin des späteren Kaisers Napoléon III bereits 1829 kennen gelernt. Als er sie 1831 in Florenz wieder sieht, verliebt er sich in die inzwischen verwitwete Prinzessin. Um Distanz zu gewinnen, zieht er nach Venedig, wo er, durch die Malaria geschwächt, sämtliche gesellschaftlichen Anlässe meidet. In der Lagunenstadt malt er für den Pariser Salon die "Ausfahrt der Adriafischer", das dort aufgrund von Zollschikanen aber nicht rechtzeitig eintrifft. Wenige Tage darauf, am 20 März 1835, schneidet er sich die Kehle durch.

Robert hegt zeitlebens den Wunsch, ein gefeierter, anerkannter Künstler zu sein. Umso tiefer trifft ihn der Misserfolg, den er mit seinem ersten Historienbild erleidet. Trotz höchster Sorgfalt und Hingabe ist es ihm nicht möglich, Einheit oder Bewegung ins Bild zu bringen. Darauf wendet er sich der Genremalerei zu, mit dem ambitionierten Ziel, ein neues Genre zu erfinden, "un genre, qu’on ne connût pas encore". Darin schildert er die Protagonisten des italienischen Volkslebens als natürliche Abkömmlinge der antiken, römischen Helden. Einfache Episoden aus dem Leben der ärmlichen Landbevölkerung werden monumentalisiert, die einfachen Bauern durch den Rückbezug auf die alten Römer nobilitiert. Der Kompromiss zwischen Genre- und Historienbild, so überzeugt er seine Zeitgenossen, sei gefunden. Heinrich Heine, einer der prominentesten Verehrer Roberts, bewundert eben dessen Fähigkeit, das einfache Leben zu idealisieren und Alltagsstoffe in den Rang der Historienmalerei zu erheben. "Robert hat die Gestalten, die ihm die Natur geliefert, erst in sein Gemüt aufgenommen, und wie die Seelen im Fegfeuer, die dort nicht ihre Individualität, sondern ihre irdischen Schlacken einbüßen, ehe sie selig hinaufsteigen in den Himmel, so wurden jene Gestalten in der glühenden Flammentiefe des Künstlergemütes so fegfeurig gereinigt und geläutert, daß sie verklärt emporstiegen in den Himmel der Kunst, wo ebenfalls ewiges Leben und ewige Schönheit herrscht […]". (Heinrich Heine: Französische Maler, Gemäldeausstellung in Paris 1831)

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